“Das wäre diskriminierend gegenüber Männern”

Warum es in Vorarlberg keine Frauentaxis mehr gibt und warum sich das in Zukunft auch nicht ändern wird.
Taxis sind eine tolle Möglichkeit, sicher und schnell, auf einfachster Route nach Hause zu kommen. Sei es der Weg zum Flughafen, oder zu einem Termin, vor allem jedoch werden Taxis abends und nachts in Anspruch genommen. Nach einer Veranstaltung, einem Abend in der Bar, oder einem Geburtstag sind Taxis ein beliebtes Mittel, um nach Hause zu kommen. Dabei steht oftmals das Komfortgefühl im Vordergrund.
Doch auch die Sicherheit spielt eine große Rolle, vorallem unter der weiblichen Bevölkerung. Manche österreichischen Bundesländer sehen dafür spezielle Frauentaxis vor. Das sind Taxis, die auf Anfrage ausschließlich Frauen transportieren. Oftmals werden diese Taxis auch von weiblichen Fahrerinnen chauffiert, das ist wiederum aber nicht zwingend notwendig.
Innsbruck als Vorreiter
In Innsbruck gibt es beispielsweise bereits seit 1995 das sogenannte Frauen-Nachttaxi. Dieses bietet Frauen und Mädchen, sowie Kindern bis zum 15. Lebensjahr in weiblicher Begleitung eine sichere und kostengünstige Möglichkeit, nachts nach Hause zu kommen. Der Service ist täglich von 20 Uhr (November bis März) beziehungsweise von 21 Uhr (April bis Oktober) bis 4 Uhr verfügbar. Ausnahmen bieten hier lediglich Heiligabend, Silvester und der Faschingsdienstag. Auch der Preis des Frauen-Nachttaxis ist eine Besonderheit: Der Selbstbehalt pro Fahrt beträgt lediglich 5,50 Euro pro Fahrtziel innerhalb des Stadtgebiets von Innsbruck. Die Differenz zum tatsächlichen Fahrpreis wird von der Stadt Innsbruck übernommen, um die Sicherheit und Mobilität von Frauen in der Nacht zu fördern.

Eine Diskriminierung?
In Vorarlberg gibt es dieses Konzept nicht. Beziehungsweise nicht mehr. Denn im Jahre 2012 gab es mit „Taxi Queen“ einmal einen Versuch, ein Frauentaxi einzuführen. Das Unternehmen verschwand allerdings wieder. Matthias Mayr, Fachgruppengeschäftsführer der Fachgruppe Taxi in der Wirtschaftskammer, hat dafür auch eine Erklärung. „Das war rechtlich gesehen nicht ganz in Ordnung“, erklärt er. „Es gibt in jedem Bundesland eine eigene Landesbetriebsordnung, so auch in Vorarlberg. Der Paragraf 6 nennt sich hier Beförderungspflicht, da steht drin, dass alle Personen zu befördern sind. Aus diesem Grund darf das auch nicht eingeschränkt werden. Würden nur Frauen befördert werden, wäre es diskriminierend gegenüber Männern. Aus diesem Grund gibt es keine Frauentaxis bei uns“, sagt Mayr. In Ordnung wäre es hingegen, wenn ein Taxiunternehmen ein, zwei Taxis nur für Frauen bereitstellen und bei Bedarf dann diese einsetzen würde. „Wenn diese Taxis allerdings irgendwo stehen und ein Mann einsteigen will, dann müssten sie ihn mitnehmen und dürfen ihm nicht die Fahrt aufgrund seines Geschlechtes verweigern.“ Mayr verweist allerdings darauf, dass Sicherheitsbedenken bei „normalen“ Taxis auch insofern umgangen werden könnten, dass man nicht in jedes Taxi einsteigen müsse. „Es ist ein Irrglaube, dass man ins erste Taxi einsteigen muss, das man sieht. Man kann hier wählen, zu wem man ins Auto steigt“, so Mayr. Auch den Personalmangel sieht der Fachgruppengeschäftsführer hier als Thema. „Es ist nicht so, als hätten wir momentan einen Überfluss an Taxis. Da kann es nicht sein, dass ich nicht einsteigen darf, weil ich ein Mann bin.“ Mayr sieht das Fehlen der Frauentaxis als kein großes Problem.

Fachgruppe Taxi der Wirtschaftskammer Wirtschaftskammer Vorarlberg
„Würden nur Frauen befördert werden, wäre es diskriminierend gegenüber Männern.“
Matthias Mayr, Fachgruppengeschäftsführer der Fachgruppe Taxi der Wirtschaftskammer
Antrag ging nicht durch
Anders sieht das Elisabeth Ebli, Klubobfrau der Grünen in Feldkirch. Sie stellte in der Vergangenheit bereits zwei Mal einen Antrag zur Einführung von Frauentaxis in Vorarlberg. Er ging aber beides Mal nicht durch. Ebli hat dafür eine Erklärung. „Ich glaube, bei uns fehlt da einfach das Engagement ein bisschen“, sagt sie gegenüber der NEUE. Aber auch die strukturellen Schwierigkeiten sieht sie in der Verantwortung. „Der Frauenabteilung fehlt das Budget dafür. Die Finanzierung für Frauentaxis wäre bei uns nicht geregelt“, so Ebli. Sie spielt darauf an, dass in Innsbruck die Differenz des Selbstbehalts auf den tatsächlichen Fahrpreis von der Stadt übernommen wird. Alleine in den Jahren zwischen 2013 und 2018 verdoppelte sich die Zahl der in Anspruch genommenen Frauentaxis in der Tiroler Landeshauptstadt. Bedarf wäre also durchaus da.

Umfrage zum Thema: Was sagen Frauen dazu?

„Steige nicht überall ein“
Ich würde mich sicherer fühlen, wenn es sogenannte Frauentaxis geben würde“, erzählt Paloma Mock. „Vor allem als Frau ist es mir wichtig, mich bei der Heimfahrt nach einem Abend unterwegs wohlzufühlen.“ Das Argument, dass man sich auch in „gewöhnlichen“ Taxis wohlfühlen könne, unterschreibt sie nicht. „Ehrlich gesagt steige ich nicht in jedes Taxi, da ich oft ein ungutes Gefühl habe. Mit Frauentaxis wäre das anders, denn ich könnte entspannter planen und vielleicht sogar öfter ausgehen“, sagt sie. Generell sei es ihr sehr wichtig, schon im Voraus zu wissen, wie sie sicher nach Hause komme. „Jede Frau hat das Recht, sich sicher zu fühlen – unabhängig davon, ob sie in einer Großstadt oder einer kleineren Gemeinde lebt. Das Sicherheitsgefühl sollte überall Priorität haben.“

„Willkommene Alternative“
Auch Daniela Hartmann kann sich Frauentaxis in Vorarlberg gut vorstellen. „Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass Frauentaxis gerne genutzt werden. Besonders in Situationen, in denen wir als Mädelsgruppe unterwegs sind, sich die Wege trennen und nur wenige ein Taxi nach Hause nehmen würden, wäre das eine großartige Option“, findet sie. Alleine das Wissen, dass eine Frau das Taxi fährt, würde ihr bereits ein großes Gefühl der Sicherheit geben. „So könnten wir Frauen mit weniger Angst unterwegs sein. In größeren Gruppen ist die Taxifahrt zwar selten ein Thema, aber wenn ich allein oder nur zu zweit unterwegs bin, wäre ein Frauentaxi für mich definitiv eine beruhigende und willkommene Alternative“, appelliert die 24-Jährige an die Zuständigen.

„Stressfreiere Abende“
Christine Schwärzler aus Koblach hat ebenfalls eine ganz klare Meinung zum Thema. „Ich bin absolut für reine Frauentaxis. Sie bieten Frauen in den Abendstunden einen geschützten Raum, um sicher nach Hause zu kommen“, plädiert die Koblacherin. „Damit könnten auch einfacher hartnäckige Verehrer abgewimmelt werden“, so Schwärzler. „Diese Art von Taxis fördern Sicherheit, Vertrautheit und Gemeinschaft, während sie ein stressfreies Ausklingen des Abends ermöglichen.“ Eine eindeutige Aussage der 58-Jährigen, die deutlich unterstreicht, wie gut Frauentaxis bei der weiblichen Bevölkerung ankommen würden.

„Man fühlt sich viel wohler“
Frauentaxis grundsätzlich finde ich eine super Idee“, ist sich auch Nathalie Schallert sicher. „Ich war letztens mit Freundinnen in Innsbruck. Wir haben das Frauentaxi benutzt und ich muss sagen, dass man sich automatisch viel wohler fühlt.“ Schallert erzählt, dass sie von vielen ihrer Freundinnen schon gehört habe, dass es in Taxis zu brenzligen, oder zumindest unangenehmen Situationen kam. „Gerade nach einer Party, wenn man eventuell schon etwas getrunken hat, ist man einfach viel vulnerabler. Frauentaxis würden einen sicheren Raum bieten.“ Dass es die Taxis in Vorarlberg nicht gibt, wundert die 26-Jährige hingegen kaum. „Vorarlberg ist diesbezüglich relativ konservativ“, so Schallert. Lohnen würde es sich laut ihr aber allemal. „Vorarlberg ist sehr weitläufig, gerade als Frau fühlt man sich in solchen ländlichen Gebieten oftmals unwohl.“ Auch sie plädiert an die Zuständigen: „Ich weiß nicht, warum viele darauf beharren, dass es nicht nötig ist. Man kennt so viele Geschichten von Frauen, denen schlimmes widerfahren ist.“