Den Himmel genießen oder erkunden

Es gibt zumindest zwei Zugänge zu den Wundern des Nachthimmels: Das Staunen über seine Schönheit und der Versuch, die Himmelsobjekte einzuordnen und zu verstehen.
Von Robert Seeberger
B eginnen wir mit dem Schauspiel der Sonnenuntergänge. Unterschiede im Farbenspiel und in der Form der Wolken machen jede Abenddämmerung einzigartig. Über Erhebungen sinkt die Scheibe gleichmäßig unter den Horizont. Über flachen Gegenden, über einem See oder dem Meer verformt sich die Sonnenscheibe und wird seitlich in die Länge gezogen. Nach Sonnenuntergang dauert es je nach Jahreszeit und Beobachtungsort unterschiedlich lange, bis es stockdunkel ist. Bald zeigen sich die ersten Sterne am Himmel. „Weißt Du wieviel Sternlein stehen …“ könnte man, dem Kinderlied folgend, überlegen. Eine Zählung bei dunklem Nachthimmel führt zu keinem genauen Ergebnis, es ist aber leicht zu erahnen, dass es viele Hunderte sind. Wo verbleiben all die Sterne am Tag? Sie sind genauso präsent, werden aber vom Licht des hellsten Sterns, der Sonne, überblendet.
Helligkeitsunterschiede
Auffällig sind die Helligkeitsunterschiede der Sterne. Sind sie alle gleich weit weg und verschieden hell, so wie eine 25-Watt und eine 100-Watt-Glühlampe? Oder existiert nur ein Sternentyp mit fixer Helligkeit, gleichsam nur eine 60-Watt-Lampe? Je weiter entfernt die Leuchtquelle ist, umso schwächer wird sie wahrgenommen. Klar ist, die Verschiedenheit der Sternhelligkeiten bringt eine besondere Ästhetik ins Gesamtbild. Beide Gedanken sind richtig, Sterne sind unterschiedlich helle Leuchtkörper und zudem ganz unterschiedlich weit entfernt.
Ein Meer aus Sternen
In einem Menschenleben ändern sich die Sternformationen nicht. Können wir daraus folgern, dass das Universum und die Sterne immer schon da waren? Das wäre naheliegend, jedenfalls sind die Sterne schon sehr lange da. Man weiß heute, dass massereiche Sterne wenige Millionen Jahre alt werden, die Sonne circa 10 Milliarden Jahre überdauert und viele Sterne älter werden, als das Universum heute ist. Dabei muss man ins Grübeln kommen. Täuschen uns unsere Augen, und weit entfernte Sterne mit großen Massen sind längst erloschen, und wir sehen das Licht eines „Phantoms“? Die Überlegung ist richtig, auch wenn es nur wenige solcher Täuschungen gibt.
Alleinseins im Universum
Obwohl jetzt die Milchstraße nur flach am Horizont verläuft und sich ab dem späten Abend im Norden nur 20 Grad über den Horizont erhebt, fällt sie auf. Zu anderen Jahreszeiten steht sie hoch am Himmel. Vor der Erfindung des Fernrohrs konnte man darüber spekulieren, ob eine himmlische Macht Milch über das Himmelszelt vergossen hat. Greift man zum Fernglas, so überrascht die „unendlich“ große Zahl an schwachen Sternen in dieser Gegend. Die Milchstraße, zu der auch die Sonne gehört, besteht aus circa 200 Milliarden Sternen.
In Anbetracht dieser Fülle mögen unsere Gedanken um die Frage des Alleinseins kreisen. Ist es plausibel, dass es auf keinem der vielen Milliarden Planeten – fast jeder Stern wird von Planeten begleitet – Lebewesen, Menschen, menschenähnliche Kreaturen gibt? Möglich wäre es, aber es ist unwahrscheinlich. Ein wissenschaftlicher Nachweis steht bislang aus.
Licht der schwächeren Sterne
Schnell verfliegt die Zeit, und in der Nacht auf Montag wird es gegen zwei Uhr plötzlich hell, denn der Mond geht auf und überblendet das Licht der schwächeren Sterne. Auf seiner Oberfläche spazierten vor gut 50 Jahren zwölf Astronauten. Hatten wir damals den Weltraum erobert? Ein lächerlicher Gedanke, wenn man die Dimensionen betrachtet. Ein Lichtstrahl braucht einein-viertel Sekunden zum Mond, aber über vier Jahre zum Nachbarstern. Die Milchstraße erstreckt sich über 100.000 Lichtjahre.
Ein paar Wissenshäppchen, die wir irgendwo aufgeschnappt haben, gepaart mit eigenen Gedanken, kann eine spannende Sternennacht ergeben. Bei nächster Gelegenheit wollen wir uns dem Sternenhimmel systematischer annähern.