Ratten und Hygieneprobleme auf dem WC am Zollamt Wolfurt

Lkw-Fahrer beklagen „desolate Zustände“ bei den Sanitäranlagen am Zollamt Wolfurt. Berufskraftfahrer Markus Müller sieht ein übergeordnetes Problem: fehlende Wertschätzung.
Seit 2003 werden Lkw, die Ware in die Schweiz exportieren oder von dort importieren, nur noch am Gemeinschaftszollamt am Güterbahnhof in Wolfurt zollabgefertigt. Dort erhalten die Lkw-Lenker nach der Abwicklung aller Formalitäten einen Laufzettel, mit dem sie unkompliziert die Grenze in die Schweiz passieren können.

Selbstredend passieren zahlreiche Lkw das Wolfurter Zollamt jeden Tag. Deren Lenker brauchen folglich auch ein stilles Örtchen. Denn anders als beispielsweise Wohnmobile sind Lkw üblicherweise nicht mit Toiletten ausgestattet. Für Lenker im Fernverkehr bieten solche Sanitäranlagen neben jenen auf Raststätten und Parkplätzen die einzige Möglichkeit, ihre Notdurft zu verrichten.
Missstände
Die Sanitäranlagen am Zollamt Wolfurt seien allerdings in desolatem Zustand, erklärt Markus Müller. Der Bürser ist Berufskraftfahrer und engagiert sich ehrenamtlich für die Belange seiner Berufskollegen. Der NEUE am Sonntag berichtet er von eklatanten Mängeln: WCs sind verstopft, Hygieneartikel wie Toilettenpapier, Seife und Desinfektionsmittel fehlen, teils sind nicht einmal die entsprechenden Installationen vorhanden.

Außerdem kritisiert er den Standort der Müllcontainer direkt vor den Sanitäranlagen: „Dadurch sind immer wieder Ratten im Umfeld der WC-Anlage.“

Erstmals auf die Zustände aufmerksam wurde Müller durch einen anderen Lkw-Fahrer: „Letztes Jahr im Spätsommer rief mich ein Kollege an und berichtete von den Zuständen.“ Müller machte sich ein Bild von der Lage und wandte sich in der Folge an das Land. „Daraufhin wurde umgehend gehandelt und versprochen, dass in Zukunft besser darauf geachtet wird.“

Ein halbes Jahr später – um Ostern – habe Müller sich erneut ein Bild vor Ort gemacht und die eingangs beschriebenen Zustände vorgefunden. „Abermals wurde unter anderem der Verkehrslandesrat Marco Tittler kontaktiert. Die Empörung war groß, und es wurde wieder umgehend Verbesserung zugesichert“, schildert der Berufskraftfahrer.
Keine Verbesserung
Mitte dieser Woche erhält der Bürser erneut Fotos von verstopften WCs und fehlenden Installationen. Bei einem Lokalaugenschein mit der NEUE am Sonntag sind die Zustände oberflächlich zwar besser als auf den Bildern. Allerdings zeugen ein unangenehmer Geruch und Spuren an den Wänden von einer eher geringen Hygiene.

Fehlende Installationen für Toilettenpapier und leere Seifenspender ergänzen das Bild.

Auch die Müllcontainer, laut Müller Auslöser der Rattenplage, stehen am selben Ort wie auf den Fotos.


Auf Anfrage erklärt Verkehrslandesrat Marco Tittler, welche Maßnahmen hier getroffen wurden: „Den nicht zufriedenstellenden Zuständen wurde mehrfach etwa durch Grundreinigungen sowie zuletzt durch die Verdichtung des Reinigungsintervalls begegnet.“ Er betont, die Anlage werde mittlerweile drei Mal täglich gereinigt.
„Leider muss wiederholt festgestellt werden, dass die Toiletten missbräuchlich verwendet werden.“
Marco Tittler, Verkehrslandesrat

Für die Ursache der Probleme hat er ebenfalls eine Erklärung: „Leider muss wiederholt festgestellt werden, dass die Toiletten missbräuchlich verwendet werden und zum Beispiel nicht nur Papier und Exkremente, sondern auch Kunststoffverpackungsmaterial und anderes entsorgt werden.“ Daher seien gründliche Reinigungen des Rohrsystems nötig.
Suche nach einer Lösung
Um die Situation vor Ort zu verbessern, gibt es laut dem Landesrat Gespräche: „Weitere Überlegungen, wie beispielsweise die Einrichtung einer bewirtschafteten Toilettenanlage oder die permanente Besetzung der Anlage durch eine Reinigungskraft und Einhebung einer Gebühr, sind derzeit gemeinsam mit der Standortgemeinde Wolfurt im Gange.“

Markus Müller merkt an, die Sanitäranlage sei nicht mehr zeitgemäß. Die Neigung der Rohre sei ein Mitgrund für die Verstopfungen. Außerdem wäre das Problem der Unreinheit mit der Anbringung von Urinalen verbessert. Sein Vorschlag: Zumindest bis eine der von Tittler erwähnten Maßnahmen umgesetzt ist, könnte man mit Sanitär-Containern Abhilfe schaffen.
Zuständigkeitsproblem
uch die Frage der Zuständigkeit, denn hierbei spielen die komplexen Eigentumsverhältnisse eine Rolle. Marco Tittler erklärt dazu in der Anfragebeantwortung: „Eigentümer der Anlage sind die ÖBB, welche diese an den Österreichischen Zoll beziehungsweise das Bundesministerium für Finanzen (BMF) vermieten. Diese wären somit grundsätzlich für die Verwaltung zuständig, es besteht laut BMF jedoch keine Verpflichtung, eine Sanitäranlage auf einem Zollamtsplatz bereitzuhalten. Um den Betrieb dennoch zu ermöglichen, hat sich das Land bereiterklärt, die Reinigung der bereits bestehenden Sanitäranlage zu bezahlen.“
Fehlende Wertschätzung
Markus Müller möchte anhand dieses Beispiels ein größeres Problem aufzeigen: „Es geht hier nicht um mich, sondern um meine Kollegen. Auch darüber hinaus gibt es zahlreiche Probleme in unserem Berufssektor, die Sozialinfrastruktur ist nur ein Mosaikstein darin.“ Er betont: „Unsere Berufsgruppe ist Tag für Tag und Nacht für Nacht für uns alle unterwegs und hält die Wirtschaft am Laufen. Es mangelt an Wertschätzung.“

Der Bürser will aber nicht nur Kritik äußern. „Es ist super, dass der Parkplatz am Zollamt Wolfurt auch an Randzeiten immer geöffnet ist. Das erleichtert Lkw-Fahrern die Suche nach einem Stellplatz über Feiertage und das Wochenende sehr“, hebt er hervor.