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Rotwild im Visier: TBC-Bekämpfungsgebiet im Bregenzerwald

28.02.2025 • 17:02 Uhr
Rotwild im Visier: TBC-Bekämpfungsgebiet im Bregenzerwald

Am Donnerstagabend informierte ein hochkarätiges Podium, dass in Teilen des Bregenzerwaldes der Schalter von Jagd auf TBC-Seuchenbekämpfung umgelegt wird.

Von Kurt Bereuter
neue-redaktion@neue.at

Mit Landesrat Christian Gantner und Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger an der Spitze informierten Landesveterinär Norbert Greber, Wildökologe Hubert Schatz und Bezirkshauptmann Gernot Längle über die geplanten Maßnahmen, um die Tierseuche TBC im Bregenzerwald massiv zu bekämpfen. Durch den Eintrag von TBC in zwei Viehbestände und die Keulung eines ganzen Tierbestandes eines Schwarzenberger Hofes mit 130 Rindern, sowie die Alarmierung durch einen Bauern und einen Tierarzt aus dem Bregenzerwald, ist jetzt also ein hartes Durchgreifen auf die Jagd und die Grundbesitzer der Jagdflächen angesagt.

TBC Bregenzerwald
Ein voller Gemeindesaal in Reuthe verdeutlichte den Ernst der Lage bei der TBC-Bekämpfung im Bregenzerwald.Bereuter (1); NEUE; VLK

In den Hegegemeinschaften Mellental, hintere Bregenzerach, Bezau-Schönebach und Bolgenach-Subersach habe es jährlich einen bis zwei Fälle von TBC bei Rotwild gegeben. Im Jagdjahr 2023/2024 waren es schon vier und im laufenden 2024/2025 schon acht Fälle. Um in diesem Gebiet mit hohem Wildbestand ein Szenario wie seit Jahren in der Region Bludenz (Silbertal und Klostertal) und um weitere Einträge von TBC in den Viehbestand zu verhindern, sei es unumgänglich, rasch konsequente Maßnahmen zu treffen. Dazu gehört aus behördlicher Sicht die Einrichtung eines TBC-Bekämpfungsgebietes nach der Vorarlberger Rotwild-TBC-Verordnung ab dem kommenden Jagdjahr.

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Am Scheideweg

Landesveterinär Greber und Wildökologe Schatz erklärten anhand der Statistiken, wie sich die Situation landesweit, aber eben auch im Bregenzerwald verschärft hat. Die Trendkurve steige stark nach oben und die Hegegemeinschaft Bezau-Schönebach stehe aktuell am Scheideweg. „Entweder würden jetzt die hohen und wieder erhöhten Abschussquoten erfüllt, oder es werde so schlimm, dass die Jagd zum Totalschaden werde“, so Greber. Der Wildbestand müsse jetzt massiv abgesenkt werden, mit allen zur Verfügung stehenden Maßnahmen. Bis zur Errichtung von Regulierungsgattern, in denen das Wild eingesperrt und getötet wird. Das sei dann keine Maßnahme der Jagd, sondern eine der Seuchenbekämpfung. Das wolle niemand, aber wenn die Abschusszahlen sonst nicht erreicht werden könnten, sei auch eine solche Maßnahme notwendig. Greber erinnerte auch noch einmal daran, dass TBC auf den Menschen übertragen werden könne. Und eben auf das Vieh. Zwölf Höfe seien noch immer gesperrt, inklusive dem „Großereignis Schwarzenberg“.

Norbert Greber

„Diese Region steht am Scheideweg, es gibt mehrere Einträge in den Viehbestand. Man muss jetzt entscheiden und den Schalter in der Jägerschaft umlegen: Von Jagd auf Seuchenbekämpfung.“

Norbert Greber, Landesveterinär

Wildökologe Schatz sagte, dass die Abschussquoten 2004 bis 2012 viel zu niedrig waren und der Bestand stark zugenommen habe. Jetzt müssten die Abschusszahlen weiter erhöht werden und das werde eine Herausforderung, die ohne technische Unterstützung nicht funktionieren würde. Wichtig sei nicht nur, wie viele Tiere erlegt werden, sondern auch die Struktur der Abschüsse. Also jene Tiere zu erlegen, die für eine Reduzierung des Bestandes wichtig sind. Aber die Bejagung werde mit hohem Jagddruck schwieriger und es werde jegliche Unterstützung brauchen.

Bär

„Es kommt nicht nur darauf an, wie viel man schießt, sondern was eine nachhaltige Auswirkung auf den Bestand hat.“

Hubert Schatz, Wildökologe

Erfahrung aus dem Süden

Bezirksjägermeister Manfred Vonbank aus Bludenz hat in seiner Region diese Situation schon vor fünfzehn Jahren erlebt und „es war eine ganz schlimme Situation“, die er nie mehr erleben wollte. Er appellierte nachdrücklich an die Jagdverantwortlichen, bei diesen Zahlen im Bregenzerwald jetzt diese jagdlichen Maßnahmen umzusetzen. Es müsse allen bewusst sein, dass jetzt gehandelt werden muss und das gelinge seiner Erfahrung gemäß nur in einer gemeinsamen Anstrengung von Alpen und der Jägerschaft.

Die Diskussion

Kammerpräsident Moosbrugger leitete in einem sehr scharfen Stil durch die Diskussion und ließ nur Fragen und Statements zu unter Bekanntgabe des Namens und der Zugehörigkeit zur jeweiligen Institution. Saalmikro gab es keines, die Fragen und Statements wurden von ihm und den Podiumsteilnehmern fast ungewöhnlich klar und unmissverständlich quittiert. Der Bregenzer Bezirksjägermeister Hans Metzler gratulierte zur Veranstaltung und es blieb der Eindruck, dass die Anwesenden den Ernst der Lage erkannt haben und die Maßnahmen akzeptieren und mittragen. Dass die TBC-Problematik nicht in einem Jahr erledigt wird, sondern viele Jahre Anstrengung von Jagd, Alpwirtschaft und Behörde erfordert, lehrt die Erfahrung aus anderen Regionen Vorarlbergs. Darin, dass es Anpassungen im Jagdgesetz und in der wildökologischen Rauplanung inklusive grenzüberschreitender Maßnahmen braucht, war sich das Podium einig. Das Thema wird also Thema bleiben müssen. Der Weg am Scheideweg scheint aber klar: Massive Bestandsreduzierung und Wahrnehmen der gemeinsamen Verantwortung von Jagd, Alpwirtschaft und Behörden. Dann gebe es eine Chance, dass es funktionieren könne, so Landesrat Gantner zum Abschluss. Diese Botschaft scheint am Donnerstag angekommen zu sein.