25 Jahre Rauch: Wie man aus einem Club eine Institution macht

Am 19. April feiert das Feldkircher Kultlokal Rauch sein 25-jähriges Bestehen. Gründervater Reinhard Rauch (63) im Interview mit der NEUE am Sonntag über die Anfänge, Vorarlberger Clubkultur, die Zukunft und einen Abschied, der keiner ist.
NEUE am Sonntag: Ein Vierteljahrhundert Rauch Club – wie sah Ihre damalige Vision für das Lokal aus?
Reinhard Rauch: Meine ursprüngliche Idee war es, einen besonderen Ort zu schaffen, der einen Club und ein Restaurant miteinander verbindet. Ziel war es, Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und verschiedenster Interessen zusammenzubringen – ein Treffpunkt, an dem man gemeinsam essen, sich austauschen und anschließend feiern kann. Leider ließ sich diese Vision in Feldkirch nicht so verwirklichen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Daher wurde der Restaurantbetrieb an einem anderen Standort umgesetzt und der Club eigenständig weitergeführt.
NEUE am Sonntag: Warum hat das ursprünglich geplante Konzept in Feldkirch nicht funktioniert?
Rauch: Diese Idee wäre vermutlich in Städten mit urbanerem Umfeld wie Berlin oder Zürich erfolgreich gewesen. Obwohl wir ausgezeichnete Köche, sogar Haubenköche, engagierten, waren viele Gäste skeptisch gegenüber unserer Lage – immerhin befand sich der Club in einem Kellerlokal. So mancher potenzielle Gast sagte Veranstaltungen mit den Worten „I des Loch hock i ned ache!“ ab. Dazu kam, dass Clubgänger und Restaurantbesucher oft sehr unterschiedliche Vorstellungen von Atmosphäre und Musik hatten.

NEUE am Sonntag: Wie würden Sie das musikalische Konzept beschreiben, das Sie letztlich im Rauch Club umgesetzt haben?
Rauch: Ich wollte immer einen urban geprägten Club etablieren, der musikalisch bewusst abseits des Mainstreams agiert, dennoch aber attraktiv und tanzbar für unser Publikum bleibt. Wir haben deshalb immer einen Balanceakt vollzogen, bei dem wir sowohl lokale Talente als auch international bekannte DJs eingeladen haben. Diesen Weg konsequent zu verfolgen, war herausfordernd, aber letztlich entscheidend für unseren Erfolg. Zudem hatte ich das Glück, engagierte lokale Mitorganisatoren an meiner Seite zu haben, die sich stark für ein authentisches „Szenefeeling“ eingesetzt haben.
NEUE am Sonntag: War diese musikalische Ausrichtung auch ein Grund dafür, warum Sie die „Sonderbar“ hinter sich gelassen haben?
Rauch: Ja, das spielte eine wesentliche Rolle. Zusammen mit meinem Bruder Thomas hatte ich in der Sonderbar zunächst ein musikalisches Konzept mit alternativer Musik umgesetzt. Doch mein persönlicher Fokus verlagerte sich immer stärker in Richtung elektronische Musik. Diese Entwicklung stieß in der Sonderbar nicht auf ausreichende Akzeptanz. So war die Gründung des Rauch Clubs ein logischer Schritt. Der Name wurde demokratisch bei einem gemütlichen Treffen mit Freunden gewählt. Ich hatte zwar etwa 20 Vorschläge, „Rauch“ war nicht mein Favorit – aber die Mehrheit hat entschieden, und ich akzeptierte die Wahl natürlich gerne.

NEUE am Sonntag: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen, die Betreiber von Clubs und Gastronomiebetrieben unterschätzen?
Rauch: In der Club- und Gastronomieszene gibt es einige Lokale, die sich langfristig durchsetzen und zu echten Institutionen werden. Zugleich gibt es aber eine hohe Ausfallsquote, denn viele Betreiber gehen naiv an die Sache heran. Sie sehen vielleicht gut besuchte Lokale und denken, es würde genügen, mit Gästen Smalltalk zu führen oder auf das eigene Vergnügen zu achten. In Wahrheit ist der Betrieb eines erfolgreichen Clubs jedoch sehr komplex und arbeitsintensiv, was gerne unterschätzt wird.
NEUE am Sonntag: Können Sie uns eine besondere Anekdote oder Erinnerung aus Ihrer Clubgeschichte erzählen?
Rauch: Davon gibt es viele. Beispielsweise erinnere ich mich an einen japanischen Stammgast, der regelmäßig im Schottenrock auf der Bar getanzt hat – zur Beunruhigung unserer Barkeeper und meiner Nerven. Oder an das legendäre Konzert von „Wir sind Helden“, als verzweifelte Gäste fast die Tür eindrückten und versuchten, unsere Security mit Hundert-Euro-Scheinen zu bestechen. DJ Antoine war ebenfalls stets ein besonderer Gast, der immer sehr elegant mit mindestens zwei adretten Damen erschien, welche ihm damals noch seine schweren Vinyl-Platten trugen.

NEUE am Sonntag: Wie wichtig war die Einbindung und das Booking lokaler DJs?
Rauch: Die Unterstützung lokaler DJs war entscheidend. Acts aus der Region hatten nicht nur ihre eigene Fangemeinde, sondern brachten auch authentische musikalische Vielfalt mit – ob Deephouse, Techno oder Drum’n’Bass. Dafür mussten wir gezieltes Talentescouting betreiben, was sich letztlich als einer unserer wichtigsten Erfolgsfaktoren erwies und uns half, langfristig eine treue Stammkundschaft aufzubauen.

NEUE am Sonntag: Welche Rolle spielten Ihre Mitarbeiter über die Jahre hinweg für den Erfolg Ihres Clubs?
Rauch: Mitarbeiter spielen gerade im Gastgewerbe eine herausragende Rolle. Ohne gutes Personal funktioniert nichts. In mehr als 25 Jahren hatten wir unterschiedliche Teams, aber ich hatte meistens großes Glück, wirklich engagierte und zuverlässige Mitarbeiter zu finden. Besonders hervorheben möchte ich hier unseren Security-Chef Martin, der seit der Eröffnung mit viel Ruhe, Übersicht und manchmal nötiger Konsequenz an unserer Tür steht und unseren Gästen ein sicheres Gefühl vermittelt.

NEUE am Sonntag: Wie haben Sie persönlich die Corona-Pandemie erlebt, und wie wirkte sich diese auf den Club aus?
Rauch: Die Pandemie war für uns extrem belastend, vor allem psychisch. Zwar gab es staatliche Hilfen, doch die ständigen Änderungen bei den Corona-Auflagen – ob Sperrstunde oder Einlassbeschränkungen – machten ein vernünftiges Wirtschaften unmöglich. Die Rückkehr zu einem normalen Betrieb haben wir bis heute nicht vollständig erlebt. Die Pandemie hat tiefe Spuren hinterlassen, sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich.
NEUE am Sonntag: Wie bewerten Sie Feldkirch generell als Standort für einen Club?
Rauch: Feldkirch ist eine schöne, aber eben auch eine kleine Stadt, die kulturell und kreativ durchaus einiges zu bieten hat. Doch genau diese überschaubare Größe bringt Herausforderungen mit sich: Laufkundschaft gibt es zwar, allerdings gibt es auch immer wieder Probleme mit Lärmbeschwerden und Auflagen. Daher würde ich sagen, eine wirklich ausgeprägte Clubszene gibt es eher auf Vorarlberger Landesebene als in den einzelnen Städten selbst.

NEUE am Sonntag: Welche Rolle spielt der Altersmix im Lokal?
Rauch: Diese Mischung ist enorm wichtig und ein schöner Beweis unserer Kontinuität. Mittlerweile dürfen wir sogar die Kinder unserer ersten Stammgäste begrüßen. Die Mehrheit unserer Gäste ist zwischen 20 und 30 Jahre alt. Dieser Mix aus Jung und Alt ist eines unserer Markenzeichen geworden.
NEUE am Sonntag: Wie gehen Sie ins Jubiläum?
Rauch: Am 19. April veranstalten wir eine große Jubiläumsparty mit 20 DJs auf fünf Floors, inklusive langjähriger Freunde wie Karl Salzmann. Tags darauf feiern wir traditionell weiter mit unserem Oster-Event „Love Is In The Air“. Wir freuen uns schon sehr auf diese Events.
NEUE am Sonntag: Was planen Sie persönlich für Ihre Zukunft?
Rauch: Meine Visionen werden zunehmend privater. Ich bin mittlerweile 63 und habe mit meinem jüngeren Partner Daniel jemanden, der näher an der Jugend und deren Interessen dran ist. Bei ihm ist der Rauch Club in den besten Händen.

25 Jahre Rauch Club in Feldkirch
Große Jubiläumsveranstaltung
am Samstag, 19. April
Ein Vierteljahrhundert Clubkultur in der Montfortstadt müssen gewürdigt werden: Von 17 bis 21 Uhr wird in der Marktgasse unter freiem Himmel gefeiert. Dann legen im Alten Hallenbad und im legendären Rauch Club DJs wie Salzmann, DJ JoeJoe oder die Scheibenreiterrunde auf.
Infos: www.rauchgastronomie.at
Klubhaus-Sendung mit Feldkircher Szene-Gastronomen
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(NEUE am Sonntag)