„Den klassischen Wirt wird es in der Form nicht mehr geben“

Wirte und Lokalbetreiber merken Zurückhaltung beim Konsumieren. Gastronomie-Sprecher Sternad sieht Handlungsbedarf, um die Zukunft des Bewirtens abzusichern.
Eine beständige Hitzewelle hat ganz Österreich fest im Griff. Und das wirkt sich auch auf das Geschäft aus. „Ich bejammere das Wetter nicht, aber natürlich merken wir, dass sich der Konsum verringert. Je heißer es ist, desto zurückhaltender wird bestellt“, bestätigt Kärntens Wirtesprecher Stefan Sternad. Gleichzeitig komme es zu einer Verlagerung auf das Abendgeschäft, das zudem später beginnt.
Aber nicht überall ist abends mehr los. „In Klagenfurt werden die Umsätze am Abend seit Jahren schwächer. Das lässt sich am Nachmittag kompensieren. Aber wenn die Leute wie zurzeit weniger und teils leichter essen, lässt sich das nicht mehr aufholen“, schildert Peter Haas (Augustin, Landhaushof und Domgassner). Am Benediktinermarkt wundern sich hingegen die Wirte: „Beim reinen Mittagsgeschäft gibt es keinen Einbruch“, erzählt Christian Cabalier von der Kochwerkstatt.
Ruhig wird es am Nachmittag am Rathausplatz in Villach. „Am Vormittag sind wir dank unserer Stammgäste gut besucht. Ab 18 Uhr geht es dann wieder los. Jetzt, wo die Fußball-Europameisterschaft vorbei ist, kommen wieder viele Gäste aus Deutschland und den Niederlanden“, sagt Valentina Tosoni vom Rathauscafé.
Veränderungen in der Gastronomiebranche
Gastronomie-Sprecher Sternad ist überzeugt: „Umsätze, die durch die Hitze ausbleiben, lassen sich ausgleichen. Die Herausforderung ist eher, die Einteilung der Mitarbeiter bei weniger Geschäft. Da müssen wir flexibel bleiben. Wichtig ist, dass die Saison möglichst lange dauert.“
Druck durch Teuerung und Konsumflaute
In Atem gehalten werde die Branche nämlich nicht von den Wettervorhersagen, sondern von der Teuerung samt hartnäckiger Konsumflaute. „Die Wirte und Lokalbetreiber schaffen das Kalkulieren fast nicht mehr und immer mehr Kunden können es sich nicht mehr leisten“, so Sternad. Diesen Spannungsbogen müsse man durchbrechen, unter anderem durch das Entrümpeln bürokratischer Auflagen: „Wir müssen weg von der zwölffachen Buchhaltung.“
Strukturwandel statt ‘Wirtesterben’
Indes bleibt der Druck aufrecht: Laut der Halbjahresstatistik des KSV gab es heuer in der Beherbergungs- und Gastrobranche bereits 26 Insolvenzen in Kärnten. Von einem „Wirtesterben“ will Sternad trotzdem nicht sprechen: „Es findet ein Strukturwandel statt. Wenn junge Kollegen einstige Gasthäuser übernehmen, erfinden sie diese neu.“ Laut Statistik der Wirtschaftskammer ist die Zahl der Gasthäuser in Kärnten in den vergangenen vier Jahren von 493 auf 444 gesunken. Sternad: „Die Zahl der Restaurants steigt aber. Den klassischen Wirt, der sieben Tage die Woche, rund um die Uhr da ist, wird es in der Form nicht mehr geben.“