Norddeutscher Schmäh in traditioneller Stuba

Patrick Hopf führt die Ammenegger Stuba mit viel Liebe zum Detail. Das urige Gasthaus hat aber nicht nur Schnitzel zu bieten.
Die Anfahrt zur Ammenegger Stuba mag vielleicht wie eine halbe Ewigkeit vorkommen, wenn man dann allerdings erst einmal oben angekommen ist, lohnen sich die vielen Kurven über die steile Straße allemal: Die Aussicht erstreckt sich über fast das ganze Rheintal.
Betritt man dann das Dornbirner Gasthaus, hat man erst einmal das Gefühl, in einem anderen Jahrhundert angekommen zu sein. Denn die Gaststube gibt es seit 1956, und sie sieht heute noch gleich aus wie in ihren Anfängen. Das ist ein großes Anliegen von Patrick Hopf, dem Wirt der Ammenegger Stuba: „Das Interieur haben wir komplett so gelassen. Das ist wirklich noch authentisch. Früher, bevor das Gebäude ein Gasthaus wurde, war es ein Bauernhaus, und das sieht man heute noch“, sagt Hopf. Der Wirt selbst ist ursprünglich aus Norddeutschland. Wer genau hinschaut, findet neben dem Stammtisch versteckt die Karte der Insel Rügen. Aber auch sonst hängen im gesamten Lokal charmante Sprüche an der Wand, die einem den Aufenthalt versüßen und einen zum Lachen bringen.
Ammenegger Stuba
Telefon 05572/398203
Adresse: Ammenegg 1, 6850 Dornbirn
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 11 bis
20 Uhr, Freitag und Samstag 11 bis 21 Uhr, Sonntag
11 bis 18 Uhr.
Website: www.ammenegger-stuba.at

Neuer Name, alter Charme
Durch einen Freund stößt Patrick Hopf damals auf das Gasthaus ohne Eigentümer. Ein halbes Jahr führen die beiden das Wirtshaus gemeinsam, ehe sich ihre Wege trennen. Seit 2015 führt Hopf das Lokal jetzt alleine. Vor seiner Übernahme das Gasthaus „Sonnenblick“, jetzt die Ammenegger Stuba. Beide Namen sind nicht abwegig, wenn man das Lokal kennt. Der jetzige Name kam allerdings recht spontan zustande: „Wir haben einfach die gemütlichen Stuben gesehen und gedacht: Wir sind hier in Ammenegg. Also hieß es dann Ammenegger Stuba. Es musste kein neues Gasthaus entstehen, sondern einfach einmal ein neuer Name.“ Hopf selbst ist kein Neuling in der Gastronomie: Er arbeitet seit 19 Jahren im Gewerbe. Vor der Ammenegger Stuba sammelte er unter anderem Erfahrungen als Koch und merkt schnell: „Ich möchte doch eher die einfache Schiene, nicht die noble Küche. Ich will für normale Menschen kochen. Da kam dann der Wunsch zur Selbstständigkeit.“
Jetzt kocht er allerdings nicht mehr nur, denn er ist, wie man so schön sagt, „Mädchen für alles“. Das Team des Wirtshauses besteht derzeit aus acht Personen, aber Hopf hilft, wo er kann. Zusätzlich zu den Gaststuben, gibt es noch den Ammenegger Stadl. Wobei es eigentlich gar keine „Stuben“ sind, sondern nur wie mehrere wirken, erklärt der Wirt. Durch die ehemalige Funktion als Bauernhaus sieht jeder Raum anders aus und hat eine eigene Wirkung.
Der Stadl kann für Festlichkeiten gemietet werden, dient aber auch als Ausweiche, wenn an geschäftigen Tagen die Gaststube zu klein wird.

Reise durch ferne Länder
Auf der Speisekarte, die eher gutbürgerlich und traditionell ist, sticht die asiatische Garnelensuppe sofort hervor. Hopf war eine Zeit lang in Asien und hat von seinen Reisen das ein oder andere mitgebracht.
„Wenn ich im Sommer im Urlaub bin, bringe ich eigentlich immer wieder etwas mit. Das kommt dann auch auf die Speisekarte oder wird einmal eine Empfehlung. Ich bin sehr offen für Neues.“ Aber nicht nur Asien ist auf der Karte vertreten: Auch Bowls, amerikanisch angehaucht, finden sich zwischen Käsknöpfle und Kaiserschmarren. „Neulich hatten wir auch ein Menü, das hieß ‚Reise durch ferne Länder‘, da hatten wir zum Beispiel eine Fischsuppe mit Krokodileinlage und Kängurumedaillons. Wir hatten auch schon kanarische Kartoffeln bei unseren Grillbuffets, weil ich die von einer meiner Reisen durch Afrika mitgebracht habe. Ich bin da sehr offen“, erzählt Hopf.
Damals, schon in den Anfängen des Wirtshauses, stellen die beiden Freunde die Speisekarte komplett neu zusammen. Mit wachsender Frequenz und wachsendem Team wird die Karte dann jedes Jahr erweitert. Auch momentan ist die Karte in Arbeit: An einem der Burger wird fleißig gefeilt.
Um vegetarische und vegane Alternativen muss man sich in der Ammengger Stuba auch keine Sorgen machen. Es gibt für alle klassischen Gerichte Ausweichmöglichkeiten. Warme Küche gibt es übrigens durchgehend, es gibt keine kleine Speisekarte.
Alles wird verwertet
Falls doch einmal etwas übrig bleiben sollte, ist das Restaurant bei „Too good to go“ registriert: eine App, über die man übrig gebliebenes Essen zu einem günstigen Preis bestellen und dann abholen kann. Die Essenspakete gibt es in drei Größen. Das Projekt ist eine Herzensangelegenheit des Wirts, denn er will keine Produkte wegwerfen.

Frühstück und Brunch
Viele Produkte bezieht Hopf ebenfalls aus der Umgebung. Schnaps, Fleisch und Fisch und Gemüse stammen aus dem Ländle. Er legt sehr großen Wert auf enge Zusammenarbeit mit lokalen Bauern und Anbietern. So stammt der Schnaps zum Beispiel aus Andelsbuch. Oder das Fleisch der letzten Schlachtpartie aus Rankweil.
Damit die Gäste rund um die Uhr mit den lokalen Köstlichkeiten versorgt sind, bietet die Ammenegger Stuba auch Frühstück und Brunch an. Auf Anfrage können Personengruppen ab acht Leuten reservieren. Es gibt ein Frühstücksgedeck, mit allem, was das Frühstücksherz begehrt: Ein komplett gedeckter Tisch, man muss für nichts mehr aufstehen. Auch hier ist die Backware wieder regional. Das Brot stammt ausschließlich aus Hohenems.
Ausschließlich aus Vorarlberg stammen seine Gäste allerdings nicht, denn der Wirt verrät: „Schätzungsweise sind 20 Prozent unserer Gäste Touristen, die immer wieder zu uns kommen.“ Häufig kommen Tagesausflügler von überall her in die Gaststube. Das können auch die Schweizer am Nebentisch mit einem Schmunzeln und Kaiserschmarren im Mund bestätigen.