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Traditionswirt hört auf: So geht es mit dem Ochsen in Bildstein weiter

08.05.2024 • 20:16 Uhr
Hasnpeter Tauber (Ochsenwirt) hört Ende Jahr auf
Hanspeter Tauber hat ein lachendes und ein weinendes Auge. Er sieht Handlungsbedarf.Hartinger

Nach fast 30 Jahren geht der Ochsen-Wirt Hanspeter Tauber neue Wege. Er erzählt beim Besuch der NEUE warum und wie es für das Traditionsgasthaus weitergeht.

Schon länger gab es die Gerüchte in Bildstein, doch vor kurzem wurde es nun konkret: Hanspeter Tauber hört als Ochsen-Wirt auf. Silvester soll sein letzter Tag im Traditionsgasthof Ochsen in Bildstein sein. Neujahr bedeutet für ihn dann nach 33 Jahren als Gastwirt, 27 Jahre davon im Ochsen, auch einen Neuanfang. Wenn er über diese Zeit spricht, hat er ein Lächeln auf den Lippen und ein Strahlen in den Augen. Man merkt, dass Tauber mit Leib und Seele Gastronom ist.

Hasnpeter Tauber (Ochsenwirt) hört Ende Jahr auf
Das Gebäude, in welchem Hanspeter Tauber Gäste bewirtschaftet, ist schon über 200 Jahre alt. HArtinger


Er erzählt von Schlachtpartien, den jährlichen Besuchen der Wiener Symphoniker und des ehemaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer. Neben dem Res­taurant hat er auch noch das „Oxa Lädele“ betrieben und Veranstaltungen im Bildsteiner und Schwarzacher Gemeindesaal organisiert. Mit seinen 59 Jahren merkt er, dass er nicht mehr derart viel Energie für all diese Aufgaben hat: „Auch meine Kräfte sind enden wollend.“ Er spricht die Doppelbelastung durch Veranstaltungen und Restaurant an: „Ich kann nicht mehr 20 Stunden am Tag arbeiten und am nächsten Morgen wieder in der Küche stehen.“

Hasnpeter Tauber (Ochsenwirt) hört Ende Jahr auf
Christine und Hanspeter Tauber hatten Heinz Fischer zu Gast. Hartinger

Nun will er vermehrt auf sich selbst achten: „Ich möchte, dass die Gesundheit von meiner Schwes­ter und mir einfach an erster Stelle steht.“ Seine Schwester Christine Tauber unterstützt ihn. Früher hatte er auch Hilfe von anderen Familienmitgliedern, welche jedoch inzwischen verstorben sind. Heute habe er zwar ein gutes Team, wisse aber nicht, wie es in Sachen Mitarbeiter morgen aussieht. Wie auch für andere Gastronomen ist der Personalmangel auch für ihn ein Thema. Zudem kamen noch zwei schwere Coronajahre hinzu.

Hasnpeter Tauber (Ochsenwirt) hört Ende Jahr auf
Hier finden sich immer wieder die gleichen Stammgäste ein.Hartinger


Schon mehrere Monate spielte er mit dem Gedanken, den Kochlöffel an jemand anderen abzugeben. So war die Kündigung des Pachtvertrages vor drei Wochen für den Bildsteiner Bürgermeis­ter Walter Moosbrugger nicht überraschend: „Vor drei Wochen hat er dann den Schritt definitiv gesetzt. Und das war eigentlich intern schon der Startschuss, dass wir mit den Gesprächen beginnen.“

Traditionswirt hört auf: So geht es mit dem Ochsen in Bildstein weiter
In der traditionellen Gaststube gibt es gutbürgerliche Speisen. Hartinger

Zukunftspläne für den Ochsen

Wie es genau mit dem über 200 Jahre alten Gebäude im Gemeindebesitz weitergehen soll, kann der Bürgermeister noch nicht endgültig beantworten. „Jetzt haben wir genug Zeit bis zum Ende des Jahres, um in die Planung zu gehen und verschiedene Konzepte begutachten zu können.“ Eines versichert er aber: „Wir haben vor, diese gutbürgerliche Gastronomie auf jeden Fall zu erhalten. Das ist Priorität Nummer eins. Wir wissen natürlich, dass wir da auch Investitionen brauchen.“ Genaue Summen will er noch nicht nennen, da ihm noch die genauen Pläne für eine Kostenschätzung fehlen. Es gehört nämlich einiges gemacht. Die Küche ist noch die selbe wie als Tauber eingezogen ist, er hat nur einzelne Geräte erneuert. Moosbrugger spricht von einer größeren Baustelle als nur dem Austausch eines Herdes.

Hasnpeter Tauber (Ochsenwirt) hört Ende Jahr auf
Hanspeter Tauber heißt die Gäste hier noch bis Ende Jahr willkommen. Hartinger

Wer die Küche betritt, merkt gleich: Die Höhe des Raumes ist beengend und die Größe ist noch an die Anforderungen aus früheren Zeiten angepasst. So muss womöglich die Decke nach oben oder der Boden nach unten versetzt werden. Auch plant Moosbrugger eine Erneuerung der Sanitäranlagen. Durch die komplette ausstattungstechnische Trennung von Dorfladen und Lokal könnte beides zukünftig separat betrieben werden. So könnten die Aufgaben auf mehreren Schultern verteilt werden.

Hasnpeter Tauber (Ochsenwirt) hört Ende Jahr auf
Die Küche ist nicht auf dem neuesten Stand. HArtinger


Den Erneuerungsbedarf von Küche und Sanitäranlagen hat Tauber selbst schon länger bei der Gemeinde vorgebracht. Jetzt ist ein größeres Bauvorhaben gefordert, bevor ein Neuanfang möglich ist. Mit einem neuen Herd ist es laut Moosbrugger nicht getan. Deswegen ist kein fliegender Wechsel zwischen Tauber und der Nachfolge im Jänner 2025 möglich. Das bedeutet für die Bildsteiner, dass sie für eine Zeit auf den Ochsen verzichten müssen. Je nach Bauvorhaben und Umbaubeginn rechnet der Bürgermeister mit bis zu einem halben Jahr Schließung. So könnte es sein, dass bereits im Sommer das Lokal wiedereröffnet.

Hasnpeter Tauber (Ochsenwirt) hört Ende Jahr auf
Bis Silvester begrüßt Hanspeter Tauber hier noch die Gäste.
Hartinger

Bürgermeister hoffnungsvoll

Die Gemeinde möchte vorerst noch nicht in Gespräche mit möglichen Nachfolgern treten. Die Hoffnung ist beim Bürgermeis­ter noch da, dass sich Tauber womöglich doch noch aufgrund eines neuen Konzeptes für den Ochsen entscheidet und sie gemeinsam eine Lösung finden. Erst mal möchte der Bildsteiner Bürgermeister auf die Expertise von Tauber bei der Planung setzen: „Er hat das jahrelang mit viel Herzblut gemacht und es ist schwer, ihn zu ersetzen. Die Fußstapfen, die Hanspeter hinterlässt, sind groß. Als Wirt ist man eine Institution in so einem Dorf.“

Zukunftspläne Ochsen – Gespräch mit Bürgermeister Walter Moosbrugger
Bürgermeister Walter Moosbrugger beim Gespräch mit der NEUE. Hartinger


Tauber hingegen wirkt noch nicht vollkommen überzeugt von dieser Idee und scheint sich aktuell nicht festlegen zu wollen. Er wisse noch nicht, wie es für ihn im nächsten Jahr weitergehe, sagt er. Der Gastronom erhofft sich jedenfalls, dass er dann mehr Zeit für Hobbys wie das Wandern hat. Auch kann er sich vorstellen, weiterhin in der Gastronomie zu arbeiten, womöglich auch in einem anderen Bereich. Dass er im Ochsen weiter in einer anderen Form mithilft, schließt er nicht aus.

Hasnpeter Tauber (Ochsenwirt) hört Ende Jahr auf
Ein Erfolg macht ihn stolz: er wurde dieses Jahr zum Aufsteiger des Jahres gekürt. Hartinger

Bildsteiner hoffen auf Fortbestehen des Lokals

Endlich haben seit vergangenem Jahr mit der Neueröffnung des Gasthauses Kreuz im Dorf wieder zwei der ehemalig drei Gasthäuser offen, schon ist eine neue geplante Veränderung Thema im Dorf. Die Bildsteiner hoffen auf ein Fortbestehen des Gastronomieangebotes in ihrer Gemeinde, wird bei einem Lokalaugenschein deutlich. Denn aktuell hat täglich ein Restaurant offen. Auch sind die Gäste für Hanspeter Tauber über die Jahre zu Freunden geworden.

Hasnpeter Tauber (Ochsenwirt) hört Ende Jahr auf
Alfons Gmeiner unterstützt regelmäßig das “Oxa Lädele”. Hartinger

Stammgast seit Tag eins

Anton Maier ist etwa bereits seit dem ersten Tag des aktuellen Ochsen-Wirtes Stammgast. Der Bregenzerwälder hat über die Jahre die Herzlichkeit und bodenständige abwechslungsreiche Küche dort geschätzt, erzählt er. „Ich hoffe sehr, dass der Familienbetrieb weitergeführt wird“, sagt er. Er zeigt Verständnis für eine alters- und situationsbedingte Veränderung. Gleichzeitig liegt ihm am Herzen, dass es weiterhin ein ähnliches Gastronomieangebot wie bisher in Bildstein gibt.

Ein weiterer Stammgast, Helene Böhler, verspürte Betroffenheit, als sie davon erfuhr, dass Hans-Peter Tauber als Ochsen-Wirt aufhören möchte. Die Bildsteinerin geht nämlich mehrmals pro Woche in Restaurants mittagessen. Die 71-Jährige hofft, dass auch zukünftig im Ochsen Vorarlberger Speisen serviert werden.

Hasnpeter Tauber (Ochsenwirt) hört Ende Jahr auf
Maria Widmer und Eva Schwarzhans nach dem Einkauf im Dorfladen. Hartinger


Bildsteinerin Maria Widmer geht gerne bei besonderen Anlässen im Ochsen essen. Tauber schätzt sie als „guten Wirt“, wie sie ihn bezeichnet. Sie wünscht sich, dass das Lädele weiterbesteht, damit sie dort für den täglichen Bedarf einkaufen kann. Schließlich sind die großen Supermärkte in der Umgebung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht derart flexibel erreichbar. Auch als Treffpunkt für die Bildsteiner und Touristen sieht sie die Gatronomie als essentiell an.

Dies bestätigt auch Bildsteiner Alfons Gmeiner. Monatlich kehrt er dort mit seiner Wandergruppe ein oder unterstützt auch das Lädele regelmäßig.
Eva Schwarzhans aus dem Farnach kauft teilweise auf dem Rückweg vom Kindergarten oder der Schule im Lädele ein. Die 39-Jährige stoppt gerne mal beim Restaurant: „Ich würde mir wünschen, dass jemand übernimmt, der es derart schätzt und mit Herzblut weiterführt.“ Ihr ist wichtig, dass ein neues Konzept „zur Bildsteiner Kultur passt“. Was die Bildsteiner Kultur ausmacht? „Es ist ein total familiärer Ort. Jeder kennt jeden, und man schaut aufeinander“, sagt sie, warum es einen Treffpunkt braucht.