Weihnachtssterne

Sterne gehören seit jeher zum Fest der Geburt Christi. Um Weihnachten herum sind die Nächte am längsten und der Sternenhimmel beeindruckend.
Heuer hat die Sonne ihre südliche Wende am 22. Dezember um 4.27 Uhr vollzogen. Sie steht zu Mittag senkrecht über dem südlichen Wendekreis. Beispielsweise trifft das auf den zentralen Teil Australiens oder auf die Länder Namibia und Botswana im Süden Afrikas zu. Bei uns erhebt sich die Sonne mittags nur knapp 20 Grad über den Horizont. Wir können uns die jährliche Bewegung der Sonne wie eine Pendelschwingung vorstellen. Zwischen den Wendekreisen (auf 23,5 Grad südlicher und nördlicher geografischer Breite) pendelt die Sonne im Laufe eines Jahres. Wie bei einem Fadenpendel verlangsamt sich die Bewegung auf dem Weg zu den Umkehrpunkten und kommt dort für einen Moment zur Ruhe. Diese Punkte werden Sommer- und Wintersonnenwende genannt. Etliche Tage davor und danach ändert sich der Sonnenstand kaum und auch die Tageslänge ist fast konstant. So bleibt Ende Dezember die Sonne für mehrere Tage nur knapp achteinhalb Stunden über dem Horizont. Die restlichen 15,5 Stunden stehen uns jede Nacht für Himmelsbeobachtungen zur Verfügung.
Sternenpracht
Bei klarem Wetter fallen um die Weihnachtsfeiertage markante Sternformationen auf. Gegen 22 Uhr zieht im Südosten das Sternbild Orion mit den drei Gürtelsternen die Aufmerksamkeit der Beobachter auf sich. Um Sternbilder sicher zu identifizieren, ist eine drehbare Sternkarte oder eine Astronomie-App hilfreich. Nahe dem Südosthorizont steht mit Sirus, dem Hauptstern des Großen Hundes, der hellste Stern des Nordhimmels. Am Heiligen Abend ist der zunehmende Mond im Sternbild Stier, etwas oberhalb der Plejaden. Helle Sterne im Fuhrmann, Stier, Orion, den Zwillingen sowie im Großen und Kleinen Hund formen das so genannte Wintersechseck. Fernglasbeobachter sollten ihr Gerät über die genannten Sternbilder streifen lassen. Der Orionnebel, die Plejaden und das Milchstraßenband, das vom Südosten in Richtung Zenit steil aufsteigt, sind äußerst sehenswert. Der Planet Jupiter steht zurzeit hoch im Südwesten, leuchtet heller als die hellsten Sterne und präsentiert Fernglasbeobachtern seine berühmten vier galiläischen Monde. Beim Beobachten müssten werden wenige Sternschnuppen zu sehen sein, denn die schwachen Ströme der Quadrantiden und der Ursiden haben ihren Auftritt.
Der Stern von Bethlehem
Derzeit sind keine hellen Kometen oder Schweifsterne sichtbar. In der Kunstgeschichte, aber auch bei Weihnachtdekorationen wird der Stern von Bethlehem, der die Geburt Christi angekündigt haben soll, meist als Schweifsterne dargestellt. Die Astronomie hat sich damit befasst, ob Kapitel 2,1– 12 im Matthäus-Evangelium von einem realen Stern am damaligen Nachthimmel über Bethlehem berichten könnte. „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen“, sprachen die Weisen aus dem Morgenland. Kometen galten stets als Unglücksbringer. Weder ein Komet noch eine Supernova-Explosion, die auch sehr auffallend gewesen wäre, hat um 7 vor Christi stattgefunden.
Die Wirren in der Geschichte der Kalender haben dazu geführt, dass die Geburt Jesu paradoxerweise um 7 vor Christi datiert wird. Bereits Johannes Kepler meinte, dass eine Zusammenkunft (Konjunktion) der Planeten Jupiter und Saturn der Stern von Bethlehem sei. Der österreichische Astronom Ferrari d’Occhieppo (1907 bis 2007) erforschte die spätbabylonische Astronomie und bekräftigte Keplers Vermutung. Sicher zu belegen ist nach über 2000 Jahren nichts mehr. Aber wenn der Stern der Weisen ein Himmelsobjekt und nicht nur eine anschauliche Geschichte war, dann ist die dreifache Jupiter-Saturn-Konjunktion die beste Erklärung.
Robert Seeberger