SPÖ auf Stimmenfang in Erdogans Fahrwasser?

Für Diskussion sorgt offenbar der SPÖ-Listenfünfte bei den Landtagswahlen, wie die NEUE aus parteiinterner Quelle erfuhr. Von einer Nähe zum türkischen Premier kann laut dem Kandidaten aber keine Rede sein.
Nach der Wahl ist vor der Wahl. Oder in diesem Sinne, auf die Europa-Wahlen folgen die Nationalratswahlen, und dann in Vorarlberg die Landtagswahlen, kolportiert werden die Termine 13. oder 20. Oktober.
Heute präsentieren die heimischen Sozialdemokraten ihre Liste für den Wahlkampf. Und die hat es in sich, kam es doch zu mindestens einer Umreihung, die sowohl intern als auch extern für Gesprächsstoff sorgen wird.
Umreihung laut demokratischem Prinzip
In der Reihenfolge wird wohl auf den Spitzenkandidaten Mario Leiter als Listenzweite Manuela Auer folgen. Aktuell belegen die Roten vier Sitze im Landtag. Der fünfte Platz, ein echtes Kampfmandat also, sorgt aber für Gesprächsstoff. Nach interner Abstimmung, die übrigens laut einem offenbar wenig mit dem Ergebnis zufriedenen Insider wiederholt werden musste, soll diesen Halil Calim bekleiden, der als Senior Manager im türkischen Generalkonsulat tätig ist. Der 31-Jährige ist ehrenamtliches Vorstandsmitglied im Bregenzer Ableger des Kulturvereins Atib. Einer Organisation, die auch gerne als verlängerter Arm Erdogans in Zentraleuropa bezeichnet wird.
„Zunächst möchte ich mich bedanken, dass ich mich persönlich zu etwaigen Vorwürfen äußern darf“, zeigt sich der zweifache Familienvater auf NEUE-Anfrage überrascht. „Ich schätze das Vertrauen der Partei. Übrigens war die zweite Abstimmung, die mir dann die Mehrheit für Platz fünf in der Liste brachte, schlicht und ergreifend dem Wahl-Prozedere geschuldet. Durch die Streichung und Vorreihung der Namen wurde die Mehrheit dann im zweiten Gang erreicht“, führt Calim weiter aus.
Erdogan-Nähe?
Auf den Kritik-Punkt, ob er sich aufgrund seiner Funktion bei Atib und seinen Tätigkeiten im türkischen Generalkonsulat, eine Erdogan-Nähe attestieren ließe, antwortet der Absolvent des Studiums für Internationale Wirtschaftswissenschaften gekonnt sachlich: „Ich mache Politik für Österreich. Und werde im Wahlkampf und im Falle eines Mandats sowohl meine ehrenamtliche Funktion im Atib-Vorstand als auch meine Tätigkeiten im türkischen Generalkonsulat niederlegen. Nur um alle Zweifel auszuräumen, die meines Erachtens unbegründet sind.“ Der Verein mit 13 Standorten und seine rund 7000 Mitlieder in Vorarlberg würden hervorragende integrative Arbeit leisten, und auch sein Dienst im Konsulat sei nicht mit dem in einer dem türkischen Premier unterstellten Botschaft vergleichbar.
Bekenntnis für Österreich
„Ich stamme aus einer Familie, die aus der Türkei hierher nach Vorarlberg gekommen ist. Ich habe einen österreichischen Pass, habe hier meinen Abschluss gemacht und war bei Blum im Sales-Bereich tätig. Mein Herz schlägt für Vorarlberg und die Türkei“, führt der SPÖ-Kandidat weiter aus. Auf die Frage, wem er denn bei der Fußball-Europameisterschaft die Daumen drücken würde, könne er deswegen nur sehr schwer antworten: „Ich hoffe, die beiden Teams stehen sich im Finale gegenüber.“ Wem er aber letztlich die Daumen drücken wird, wollte er nicht verraten.

Rückhalt aus den eigenen Reihen
„Bei einer Listenerstellung gibt es immer Personen, die gewählt werden und andere, die nicht gewählt werden. Das ist in jeder Partei so. Mir ist wichtig zu betonen: Bei uns kandidieren Menschen und keine Vereine. Wir trennen Politik und Religion. Bei uns zählt die fachliche Qualifikation“, zeigt sich auch Spitzenkandidat und SPÖ-Landesparteiobmann Mario Leiter kritisch ob des geäußerten Unmuts. Und stärkt seinem Listenfünften, der bei der Pressekonferenz in Götzis neben anderen offiziell präsentiert wird, den Rücken.
Dass die Nennung des Kandidaten intern für Querelen sorge, könne er nämlich nicht bestätigen, viel eher orte der SPÖ-Chef eine private Kränkung, bei der der Wunsch nach einer Spitzenposition wohl mehr Vater des Gedankens gewesen sei.
(NEUE)