Warum der Jugendraum in Hörbranz noch keinen Namen hat

In Hörbranz gibt es nun endlich einen geschützten Raum für Jugendliche. Nach Jahren des Wartens konnte letzte Woche der Jugendraum seine Pforten öffnen.
Das Warten hat ein Ende. Die Jugend in Hörbranz hat allen Grund sich zu freuen: Seit letzter Woche haben sie nun endlich ihren eigenen Jugendtreff. Der Prozess bis zu diesem Schritt war kein einfacher und zog sich zudem noch über mehrere Jahre. „Wir mussten uns die Räumlichkeiten seit einigen Jahren mit der Schülerbetreuung teilen“, erzählt Torsten Wieth, Leiter des Offenen Jugendarbeit und des neuen Jugendraums. Das Team besteht derzeit aus fünf Personen, einer davon ist noch in der Ausbildung.

„Wir sind im Rahmen des Jugendausschusses mit dem Anliegen eines eigenen Jugendtreffs auch zum Bürgermeister gegangen“, schildert Wieth. Gemeinsam wurde dann an einer tragbaren Lösung gearbeitet, mit der sich alle wieder wohlfühlen. Denn das war bei den Jugendlichen schon lange nicht mehr der Fall, wie der Betreiber des Jugendtreffs erzählt. „Die Jugendlichen haben sich schon lange nicht mehr mit den Räumlichkeiten der Schülerbetreuung identifiziert. Es macht etwas mit der Atmosphäre, wenn Kinderschuhe vor dem Eingang stehen. Das ist eigentlich der Anfang vom Ende.“

Der perfekte Ort im Keller
Die laute Musik ist schon vom großen Parkplatz im Areal des Sozialsprengels Leiblachtal hörbar. Dem ein oder anderen mag es zu beginn vielleicht etwas seltsam erscheinen, dass man über eine kleine Steintreppe in einen Keller geführt wird, wenn man ihr folgt. Doch erst einmal unten angekommen, wird man sofort von der freundlichen Atmosphäre des brandneuen Jugendraums begrüßt. Dass dieser Raum gefunden wurde, war reiner Zufall, erzählt Wieth. „Wir sind zufällig in den Keller des Gebäudes gegangen und dachten uns: Warum eigentlich nicht hier? Das wäre der perfekte Ort.“

Bar, Couch und Brettspiele
Im Grunde genommen ist der Jugendtreff ein einziger großer Raum, der sich allerdings durch geschickt platzierte Wände in mehrere gemütliche, kleinere Räumlichkeiten gliedert. Da wäre zum einen eine Couch mit einem großen Fernseher und Spielkonsolen, gleich links neben dem Eingang. „Eine Playstation war nahezu unumgänglich“, schmunzelt Wieth. Hinter der digitalen Ecke findet sich ein Raum zum Entspannen und Abschalten. Es stehen verschiedene Couches und Sitzsäcke zur freien Verfügung. Ein großer, flauschiger Teppich in der Mitte des Raumes umrandet die gemütliche Atmosphäre dieses Bereichs. Hier gilt ein Straßenschuhverbot.

„Ich denke schon, dass es für die Jugendlichen zumutbar ist, in diesem Bereich die Schuhe auszuziehen“, findet Wieth. Er erklärt, dass ursprünglich zur Diskussion stand, im ganzen Jugendtreff Hausschuhe zu tragen, diese Überlegung wurde allerdings rasch wieder hinfällig, da sich die Toiletten im oberen Stock des Gebäudes befinden. Zwischen diesen thematisch getrennten Räumen findet sich auch ein Tischfußballtisch und ein Regal mit diversen Brett- und Kartenspielen.

Der restliche Jugendraum besteht aus Bar, Küche, Ess- und Sitzbereich. Das Herzstück des Raumes bilden die große Holztafel und die Küche, die auch als Bar umfunktioniert werden kann. Hier können die Jugendlichen sich austauschen, kochen, Karten spielen, oder einfach nur sitzen und die Zeit mit Freunden genießen. „Wir kochen auch gemeinsam“, freut sich Wieth. Wenn Bedarf an gesunder- oder auch an ungesunder Jause da ist, gehen die Jugendlichen einkaufen und kochen dann zusammen mit jemandem aus dem Team.

Im Jugendtreff selbst gibt es Chicken Nuggets und Pommes. „Widerlich dieses Zeug“, lacht der Betreiber. Er erzählt aber, dass auch vermehrt Jugendliche Gemüsestreifen und Dips zubereiten wollen würden. „Diese Art von Snack ist dann total schnell weg. Das wird wunderbar angenommen“, sagt Wieth. Auffällig in diesem Bereich des Jugendtreffs ist die drehbare Scheibe mit diversen Symbolen darauf, die unübersehbar in der Küche steht. „Die ist für unser Gewinnspiel“, erklärt eine Mitarbeiterin. Die Jugendlichen können dabei eine Raummietung für eine Geburtstagsparty gewinnen.

Begleitung zum Gericht
Jugendliche im Alter zwischen zehn und 26 Jahren sind im Jugendtreff willkommen. Momentan besuchen vorwiegend Teenager im Alter zwischen elf und 17 Jahren die Räumlichkeiten, erklärt Wieth.
Für die Zukunft ist die Zusammenarbeit mit der Tagesbetreuung für ältere Menschen, die im selben Gebäude untergebracht ist, geplant. „Auch Jugendliche, die beispielsweise Sozialstunden absolvieren müssen, können das bei uns hier machen“, sagt der Betreiber des Jugendtreffs. Er legt Wert darauf, die Jugendarbeit nicht nur auf die Räume des Jugendtreffs zu beschränken, sondern ein Ankerpunkt für die jungen Menschen zu sein. „Wenn jemand eine Begleitung zu einem Gerichtstermin braucht, oder für einen Termin Unterstützung benötigt, komme ich gerne mit“, ist sich Wieth sicher.

Auch die Zusammenarbeit mit der Polizei ist ihm ein Anliegen. „Die Beamten und Beamtinnen können gerne jederzeit herkommen und sich ein Bild machen. Wir wollen in gutem Austausch mit ihnen stehen.“ Zusätzlich dazu sind auch Eltern im offenen Betrieb immer willkommen und können sich vor Ort ein Bild davon machen und ein Gefühl dafür bekommen, wo ihre Kinder die Freizeit verbringen.
„Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass offene Jugendarbeit nicht dafür da ist, dass es eine Komm- und Gehstruktur gibt und es eine Belustigungszeit ist. Ich glaube, in Zukunft werden wir viel besser vernetzt auf der Gemeindeebene arbeiten müssen, um gewisse Dinge frühzeitig abzufangen. Wir müssen bereits auf dieser Ebene für Hilfesuchende unterstützend wirken“, findet Wieth.

Andrea Kramer, die Obfrau des Sozialsprengels Leiblachtal, freut sich auf die Zukunft. „Hinter dem Gebäude des Jugendtreffs entsteht gerade eine große, freie Grasfläche, die den Jugendlichen dann zur freien Verfügung steht. Vorallem im Sommer wird das ein riesiger Vorteil sein“, verrät sie.
Namensfindung
Auch wenn der Jugendraum seine offizielle Eröffnung bereits gefeiert hat, fehlt ein feines, aber wesentliches Detail noch. Nämlich ein Name. Die Namensfindung ist noch in vollem Gange und natürlich werden die Jugendlichen hier ebenfalls mit einbezogen.

Auf dem Bartresen steht eine Box, in die Namensvorschläge geworfen werden können. Die Vorschläge werden dann ausgewertet und die beliebtesten Ideen schaffen es eine Runde weiter. „Es soll ein wohnlicher Raum sein, an dem sich die Jugendlichen beteiligen dürfen und sollen“, sind sich Wieth und Kramer einig.